Nach dem erlebnisreichen Besuch im Antelope Canyon, haben wir uns am Nachmittag auf den Weg zum Grand Canyon gemacht. Wie ihr der Karte entnehmen könnt und sicher auch wisst, ist der Grand Canyon riesig groß. Nicht einmal eine Woche würde ausreichen, um ihn komplett zu durchkämmen. Wir hatten auf unserer Reise leider nur 2 Tage dafür Zeit. In einer kleinen Stadt Namens Tusayan, etwas außerhalb des Nationalparks, sind wir in der Redfeather Lodge untergekommen. Den kurzen Anfahrtsweg am Morgen, haben wir zu Gunsten der Übernachtungskosten, gern auf uns genommen. Das große Erlebnis, sucht man in Tusayan vergeblich, dafür gibt es ein nettes, uriges Steakhouse am Ortseingang. In der Lodge werden einem die Fastfood Anbieter in direkter Umgebung empfohlen. Unser Motto: Wenn schon American Fastfood, dann wenigstens stilecht,mit ordentlichen Cowboys und guten Burgern. Tusayan liegt an der Südkante (South Rim) des Canyon. Auf dem Weg dorthin, findet ihr bereits einige lohnenswerte Aussichtspunkte, bei denen man schon mal einen Eindruck von der Größe des Grad Canyon bekommt. Das untere Bild zeigt zum Beispiel die Aussicht am Dessert View Point.
Bildquelle: google maps
Marcus hatte sich im Vorfeld zu den Touren belesen und den Bright Angel Trail als Tageswanderung für uns ausgesucht. Soviel kann ich verraten, alle folgenden Wandertouren habe ich nach diesem Tag nochmal gecheckt, bevor wir aufgebrochen sind. :-)
Der Bright Angel Trail beginnt an der Südkante des Canyons (2090m) und endet am Colorado River (760m). Eine Strecke ist 8 mi (12,9km) lang und der Höhenunterschied liegt bei 1340m. Den ersten Fuß haben wir 6:30 Uhr auf den Wanderweg gesetzt.
Wir waren wir total beeindruckt von der Aussicht und dem wunderschön angelegten Weg. Ein leichter Wind wehte uns um die Nase. Wir genossen die Natur und die Ruhe um uns herum, sobald wir etwas abseits der anderen Wanderer waren. Die 12,9km hinab zum Colorado River liefen sich praktisch von allein. Mit einer kleinen Pause und jeder Menge Fotostops brauchten wir dafür knapp 4h.
Die Landschaft gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Wo in den höheren Lagen fast nur Gestein zu finden ist, wird es immer grüner, je weiter man hinab steigt. Der Indian Garden ist sehr grün und eignet sich wunderbar für eine Rast oder sogar eine Übernachtung auf dem Campingplatz. Ich würde den Ort als grüne Oase, entlang eines klaren, kleinen Flusses beschreiben, den ich als solches nicht im Grand Canyon vermutet hätte. Wirklich schön.
HINWEISE: Auf dem Weg gibt es vereinzelt kleine Rastplätze, die teilweise über ein Toilettenhäschen verfügen. Die Anlagen sind sehr gepflegt und werden regelmäßig gereinigt. Eine weitere Sache, die ich so nicht vermutet hätte. Zudem besteht die Möglichkeit an den ausgewiesenen Plätzen kostenlos Trinkwasser nachzufüllen. Informiert euch bitte vor dem Wandern, wo ihr Wasser bekommen könnt (Es gibt im Netz viel altes Kartenmaterial, indem noch Trinkwasserquellen eingezeichnet sind, die es so nicht mehr gibt.) und überlegt genau wie viele Flaschen ihr mitnehmen müsst. Die Temperaturunterschiede können extrem sein. Bei uns waren es zur Mittagszeit 40 Grad Celsius. (Gewicht vs. ausreichend Flüssigkeit). Wir hatten zu zweit 3x1,5l und 3lx1l dabei. Die Rucksäcke waren schwer, allerdings hätten wir auf die Wasservorräte nicht verzichten können.
Auf eurem Weg werden euch vielleicht Maultiere (siehe Foto) begegnen. In diesem Fall ist es vorgeschrieben, den Weg frei zu machen und an der Seite zu warten. Die Tiere haben in jedem Fall den Vortritt.
Nach 4h sind wir am Colorado River angekommen und haben erstmal eine schöne Frühstückspause direkt am Fluss gemacht. Von oben sieht er so ruhig aus, aber wenn man direkt davor steht, sieht man was für keine Kraft das Wasser hat und wie schnell der Fluss tatsächlich fließt. Das Baden ist aus diesem Grund zu gefährlich und nicht gestattet. Abgesehen davon, lädt das braune Wasser auch nicht unbedingt dazu ein. Mich zumindest nicht. Ab uns zu fährt mal ein Schlauchboot vorbei und grüßt freundlich, aber sonst waren wir ganz allein hier unten.
Gegen 11:30 Uhr haben wir uns auf den Rückweg begeben. Zur Mittagszeit liegen die Wanderwege leider im vollen Sonnenlicht. Es gibt kaum schattige Plätze, an denen man sich kurz vom Aufstieg erholen könnte. 1340m bergauf, bei 40 Grad Celsius, ist einfach nur ätzend. Entschuldigung, aber ich finde leider kein positiveres Wort dafür. Ab diesem Zeitpunkt erschloss sich mir auch, warum jeder Reiseführer und die Informationsseite des National Parks davon abraten, diese Tour als Tagestour zu machen.
TIPP: Meine persönliche Meinung zu diesem Warnschild: Natürlich ist es sehr anstrengend, 1340m bei 10% Steigung über 8 Meilen nach oben zu steigen. Jemand der vorher nie gewandert und unsportlich ist, sollte dieses Schild sehr ernst nehmen. Ich würde die Wanderung jedoch immer wieder machen, nur die Zeiten anders einplanen. Die Stunden zwischen 11:00 - 16:00 Uhr wären beim nächsten Mal für eine schattige Siesta im Canyon, entlang des Colorado River eingeplant. Da schließet sich wieder der Kreis, zu einer guten Vorbereitung.
Unsere Bedingungen waren leider andere: Gefühlt musste ich aller 5 Minuten anhalten und Wasser trinken. Mit einem nass-kaltem T-Shirt im Nacken, fiel mir das Laufen zwar etwas leichter, allerdings ich auch weit weg von Wanderfreude. Marcus hat die Hitze erstaunlicherweise nicht so belastet wie mich. Obwohl eigentlich er derjenige ist, der das Sonnenlicht meidet, wie ein Vampir den Knoblauch.
Am Indian Garden haben wir eine längere Pause eingelegt, unsere Wasservorräte aufgefüllt und ein nettes Gespräch mit anderen Wanderern aus Deutschland geführt. Und dann, kurz mal nicht aufgepasst, da wurden wir hinterhältig um unsere Lebensmittelvorräte erleichtert. Die bissigen, diebischen Eichhörnchen sind in unseren Rucksack geklettert und haben sich einen Apfel geschnappt. Warnschilder an den Rastplätzen weisen zwar auf diese Tücke hin, aber wer denkt daran, dass sie in den Rucksack klettern. Klein aber oho, das niedliche Aussehen täuscht demnach absolut. Haltet die Augen offen und lasst euch nicht einlullen. Sie schleichen sich an und schnappen zu, selbst wenn du nur auf der Bank sitzt und den Tag genießen möchtest. :-)
Klapperschlangen und Geckos gibts im Übrigen auch, aber die haben unsere Vorräte und uns in Ruhe wandern lassen.
Nach diesem lustigen Zwischenstopp, ging es hoch motiviert weiter in Richtung nach OBEN. Weitere 2h später, hebte ich den Blick und sah, dass die Kante noch immer in weiter Ferne lag. Die Sonne brannte uns nach wie vor auf den Pelz und meine Motivation schwand zusehens. Die gute Laune meines Mannes, hat sich leider nicht mehr auf mich übertragen können. Ich bin nur noch gelaufen.
Der Blick an den Weg geheftet, Schritt für Schritt nach oben. Ich habe mich bei jeder kurzen Trinkpause, hinter einem noch so kleinen Felsen verkrochen, wenn er Schatten zu bieten hatte. Das einzige was mich bei Laune und meinen Kampfgeist oben hielt, war ein russisches Pärchen, das den selben Weg wie wir genommen hatte und sich ebenfalls durch die Hitze quälte. Auf unserem Weg haben wir uns immer wieder gegenseitig überholt und die Schattenplätze getauscht. Der innere Kampfgeist sagte mir, wir sind auf jeden Fall vor Euch dort oben, komme was wolle. Der letzte Kilometer zog sich wie Kaugummi, aber nach knapp 6h sind wir oben angekommen. Und ja, vor dem anderen Pärchen. :-)
Der Bright Angel Trail war nicht der längste, höchste oder weiteste Wanderweg meines Lebens, aber mit Sicherheit der heißeste und anstrengendste. Ich behalte ihn trotzdem in sehr guter Erinnerung und denke immer wieder gern zurück. Mein Abendbrot gab es direkt im Bett. Eine eiskalte Limonade und eine Packung Pringels Sour Cream. Nicht sehr gesund, aber das war mir nach diesem Tag völlig egal. 19:30 Uhr hieß es für mich, Gute Nacht Tusayan, wir sehen uns morgen für 5:00 Uhr wieder.
Bild: Blick nach oben nach 4h Aufstieg.
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